"Neues von der Intell Fassade"
Der Begriff ist Teil eines berühmten Ausspruchs des amerikanischen Architekten und Hauptvertreters der Chicago School, Louis Sullivan, einem der ersten großen Hochhausarchitekten, deren Fassaden teilweise vollständig mit Ornament bedeckt waren.
Häufig fehl interpretiert, besteht heute mehr als zuvor die Notwendigkeit, sich mit der Frage der Funktion eines Bauteils auseinanderzusetzen. Das Attribut „funktional“ wird heute bereits verwendet wenn es sich um die Beschreibung von Produkten oder Bauwerken handelt, welche zwar gewissen wirtschaftlichen und technischen Anforderungen gerecht werden, aber im Bezug auf deren Ästhetik und Nachhaltigkeit unterentwickelt sind. Die Form ist aber erst dann vollendet, wenn auch diese Kriterien in vollem Umfang mitverwirklicht sind.
Gemeinsam mit dem Architekturbüro Hauer & Kortemeier aus Gütersloh hat sich die Fa. hilbra der Aufgabe gestellt, einen Sonnenschutz für eine Pfosten-Riegel-Konstruktion eines Bürogebäudes in Gütersloh zu schaffen, welcher einem zukunftsfähigen Funktionsbegriff gerecht wird und über eine Prozessfassade zum Ausdruck kommen soll.
Der Neubau steht auf dem Gelände einer ehemaligen Kistenfabrikation. Den Bezug zur früheren Nutzung herstellend, soll dem Baustoff Holz eine dominante Stellung an der Fassade zukommen. Nun besitzt Holz zwar hervorragende Sonnen- und Wärmeschutzeigenschaften, aber auf Grund des statisch notwendigen Volumens hat eine derartige Sonnenschutzkonstruktion ein Gewicht welches schwierig bewegt werden kann. Diese Mobilität ist aber notwendig, wenn die Bedürfnisse, der hinter der Fassade arbeitenden Menschen, Berücksichtigung finden sollen. Im Spektrum zwischen Sonnenschutz und freiem Ausblick liegen noch mannigfaltige Funktionen wie z.B. das Erzeugen von individuellen Lichtstimmungen im Innenraum oder aber das Licht- und Schattenspiel einer permanent sich verändernden Fassade.
Mit dem Horizontalfaltladen von hilbra ist es möglich diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dieses motorisch betriebene Faltladensystem besteht aus einem Antriebsrahmen in dem 2 Paneele geführt werden. Während es im geöffneten Zustand wie ein Vordach im Deckenbereich zum Stehen kommt, schließt es im geschlossenen flächenbündig ab. Die sichere Führung an allen Ecken der Paneele ermöglicht auch das Stoppen der Läden in jeder Zwischenposition.
Die BUS - Installation macht es möglich die Läden sowohl in definierten Gruppen, als auch einzeln mittels Zufallssteuerung zu betreiben. Mit den entsprechenden Sensoren für Sonne, Regen und Wind reagiert die Fassade aktiv auf klimatische Veränderungen. Da sie sowohl ebenerdig als auch an zu öffnenden Elementen zugänglich ist, ist ein umfangreiches Sicherheitskonzept von Nöten, wie es unter anderem die DIN EN 13 659 beschreibt.
Mit Begriffspaaren wie Lebendigkeit und Stille, Offenheit und Zurückhaltung, Relief und Fläche, kann die Bandbreite der möglichen Wirkungen der Fassade beschrieben werden. Wo steht sie jedoch in Bezug auf nachhaltiges Bauen?
Diesem Thema widmet sich hilbra intensiv und hat deshalb ein innerbetriebliches Entwicklungstool und ein kundenorientiertes Informationssystem – den Zukunftspass – geschaffen. Systematisch werden damit sowohl die Auswirkungen dieses Bauteils auf dessen Ressourceneffizienz und die Gesundheit der Bearbeiter und Nutzer untersucht. Neben Bewertungschecklisten, dem Einfließen innerbetrieblicher Erfahrungen und der Berücksichtigung von entsprechenden Normen wird im Zukunftspass der Naturverbrauch mit Hilfe des MIPS (Materialinput pro Serviceeinheit) von Prof. Schmidt-Bleek ermittelt.
Diese differenzierte Betrachtungsweise fördert zum Teil überraschendes zu Tage. Zwar ist Holz unbestritten dem Aluminium in Bezug auf dessen Naturverbrauch deutlich überlegen, wird es aber mit bioziden Wirkstoffen behandelt relativieren sich die positiven Eigenschaften jedoch wieder.
Ein Verzicht auf Biozide, wie an diesem Bauvorhaben geschehen, ist aber nur möglich, wenn die gesamte Wertschöpfungskette des verwendeten Holzes auf diese Anforderung hin optimiert wird. Hölzer, welche der Resistenzklasse 3-4 und schlechter angehören sind für diese Arbeit ungeeignet. Aber auch bei den Hölzern der Resistenzklasse 3 nach DIN 68 800 T III und besser kann nicht jedes Holz verwendet werden, da z.B. die Standeigenschaften ebenfalls ein wichtiges Kriterium für die richtige Holzauswahl sein müssen. Beim Einkauf im Forst, dem Einschnitt im Sägewerk, der Lagerung auf dem Trockenplatz bis zur Verarbeitung unterliegt das Holz der strengen Qualitätskontrolle von hilbra. Dieser anspruchsvollen Prüfung hält derzeit nur Douglasie stand, welches seit 5 Jahren die Standardholzart bei hilbra ist.
Den Fokus des Funktionsbegriffs auf Belange der Nachhaltigkeit zu richten ist in Zeiten einer voranschreitenden Umweltzerstörung und eines zunehmend spürbaren Klimawandels eine dringliche Aufgabe. Diese auch aus ästhetischer Sicht anspruchsvoll zu lösen ist die Intension dieser Fassade.